Landschaft und Erdgeschichte
Die Stadenser Gemarkung liegt auf einer relativ ebenen Fläche, die von Süden nach Norden von etwa 60 m über NN bis auf etwa 50 m über NN abfällt. Diese „Stadenser Bucht“ wird im Osten von den Wierener Bergen begrenzt, im Süden von den Mollbergen und im Westen vom Blauen Berg. Diese Höhenzüge steigen bei Breitenhees und Wieren bis auf 136 m über NN an. Wie die gesamte norddeutsche Tiefebene wurde auch diese Gegend durch die Eiszeiten geformt.
Während der Saale-Eiszeit vor 300.000 bis 130.000 Jahren lag sie unter dem riesigen Eispanzer, der sich südlich bis zu den Mittelgebirgen erstreckte. Nach dem Zurückweichen der Eismassen gab es immer wieder Vorstöße von Gletschern nach Süden. Einer der letzten Vorstöße reichte bis in unsere Gegend. Seine Südgrenze bildete aber keine gerade Kante, sondern verlief wellenförmig. So formte eine Gletscherzunge die „Stadenser Bucht“, während die Geröllmassen, die das Eis vor sich herschob, die Endmoränen der Wierener Berge, der Mollberge und des Blauen Berges bildeten. Ähnlich entstand einige Kilometer weiter westlich die „Suderburger Bucht“ und noch weiter westlich und südlich die ausgedehnten Endmoränen der „Hohen Heide“.
Danach folgte die Eem-Warmzeit (auch „letzte Warmzeit“ oder „letztes Interglazial“ genannt, benannt nach der typischen Pollenabfolge im Gebiet des niederländischen Flüsschens Eem) und schließlich vor 115.000 bis 10.000 Jahren haben die Gletscher der Weichsel-Eiszeit – genauer das Warthe-Stadium – Norddeutschland überformt, haben unser Gebiet aber nicht mehr erreicht. Ihre Gletscher stießen nur noch bis zur Elbe vor. In unserer Gegend erstreckte sich spärlich bewachsene Tundrenvegetation und zeitweilig, in etwas wärmeren Abschnitten, auch Nadelwälder.
Für die heutige Landschaft besonders prägend erwies sich der Dauerfrostboden, der vor 20.000 bis 15.000 Jahren herrschte. In dieser Zeit taute der Boden in den Sommerhalbjahren nur wenige Meter tief auf, während tiefere Bodenschichten gefroren blieben. In der Folge kam es nach starken Regenfällen zur Solifluktion – dem Bodenfließen – weil das Wasser nicht versickern konnte. Als Folge wurden die oberen Bodenschichten mehr oder weniger stark abgetragen. Die sich bildenden Bäche sind heute noch als Trockentäler zu erkennen, während die feineren Bodenpartikel sich flächenhaft verteilten. So sind die Endmoränen heute nährstoffarm und wasserdurchlässig, während sich in der Stadenser Bucht dazwischen relativ fruchtbare Böden ablagerten. Typische Trockentäler aus dieser Zeit finden sich auf Stadenser Gebiet in den Föstenbergen, viel besser ausgeprägt aber in der westlich angrenzenden Suderburger Gemarkung und in den Wierener Bergen.
An der heutigen Suderburger Straße wurde im ehemaligen Sand- und Kiesgrubengelände in der Nähe der Bornbachbrücke 1974 eine „Fossiliensteilwand“ als „ND UE 072“ unter Naturdenkmalschutz gestellt. Eine Sammlung der dort gefundenen Fossilien befand sich längere Zeit in der Stadenser Schule. Seit Aufgabe des Schulbetriebs gilt die Sammlung als verschollen. Da die Untere Naturschutzbehörde beim Landkreis Uelzen keine weiteren Unterlagen über die Steilwand hat, ist nicht bekannt, auf welche Art Fossilien sich der Schutz stützt. Man kann nur vermuten, dass es sich um Fossilien aus der Saale-Eiszeit handelt.
Landschaft
Innerhalb Niedersachsens zählt die Gemarkung Stadensen zum Bereich „Lüneburger Heide und Wendland“ und in diesem Gebiet zum „Uelzener Becken“. Nur der Bornbach und die höher gelegenen Wälder westlich davon werden der „Hohen Heide“ zugerechnet. Die potentiell natürliche Pflanzendecke ist überwiegend der Buchen-Traubeneichenwald sowie in den Bachniederungen der Erlen- und Birkenbruchwald. Durch Jahrtausende lange Landnutzung haben nur kleine Reste dieser Vegetation überlebt, vor allem das Naturreservat im Alten Gehege und die Bruchwälder entlang des Bornbachs und Eisenbachs. Der größte Flächenanteil besteht heute aus land- und forstwirtschaftlichen Flächen sowie Siedlungen und Verkehrswegen.
Ein großer Teil der Stadenser Gemarkung steht unter Landschaftsschutz. Formell ausgewiesen sind zwei Landschaftsschutzgebiete: Das Landschaftsschutzgebiet „Bornbachtal“ umfasst den gesamten Bereich westlich des Bornbachs mit Ausnahme der Randbereiche des Bornbachs selbst, die als Naturschutzgebiet einen weitaus strengeren Schutz genießen, sowie die Niederungen des Eisenbachs und der Bünau nördlich der Straße Stadensen – Nettelkamp. Auch die Mühlenbrüche haben als „Naturreservat Stadensen“ den Status eines Landschaftsschutzgebietes. Das Naturschutzgebiet „Bornbachtal“ umfasst neben dem Bach und seinen Nebenbächen deren Uferbereiche, teilweise aber auch größere Flächen, deren bedeutendste das Alte Gehege ist. Das Naturschutzgebiet ist Teil des FFH-Gebietes („Flora-Fauna-Habitat“) „Ilmenau mit Nebenbächen“ und genießt damit internationalen Schutz auf EU-Ebene. Den strengsten Schutz erfährt der „Naturwald Altes Gehege“. Solche Naturwaldreservate dienen neben dem Naturschutz vor allem der Wissenschaft. Hier soll untersucht und dokumentiert werden, wie sich Wälder ohne jegliche menschliche Eingriffe entwickeln. Es herrscht daher – wie auch in Naturschutzgebieten – striktes Betretungsverbot.
Der Bornbach gilt als einer der norddeutschen Bäche, die dem natürlichen Zustand am nächsten kommen. Jahrhundertelange Nutzung hat aber zu empfindlichen Eingriffen in das Ökosystem geführt. Das Mühlenwehr der Neumühle verhinderte, dass Wassertiere vom Unterlauf in den Oberlauf gelangen konnten. Im Jahre 2013 hat man dieses Hindernis durch Anlage eines Umfluters beseitigt. Der neue Bachlauf bekam eine Sohle aus Kies und Steinen unterschiedlicher Größe. Zudem wurden zwei Sandfänge eingebaut. Damit hat man die Sandfracht im Bach – ein weiteres gravierendes Problem – verringert. Das Mühlrad der Neumühle läuft seitdem allerdings nicht mehr.
der Bornbach-Umfluter bei Neumühle 2013 und 2020
Dieses Problem gab es an der alten Mühle nicht, die schon lange nicht mehr in Betrieb war. Auch dort hat man 2020 dem Eisenbach ein neues Bett geschaffen, der seitdem auf kiesiger Sohle in Mäandern am ehemaligen Mühlengelände vorbeifließt.
Quellen:
Heckenroth, Hartmut (1985): Atlas der Brutvögel Niedersachsens 1980 – Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen Heft 14
Meyer, Peter u.a. (2006): Naturwald Altes Gehege. Naturwaldreservate im Kurzporträt – www.nw-fva.de (abgerufen 8.5.2023)
Schönheim, Arnold (2012): Landkreis Uelzen – Landschaftsrahmenplan
Peter Scholl (1981): Die Geologie des Uelzener Beckens – In: Hans-E. Seidat: Grünes Herz der Heide – Uelzen 1981
Hans Heinrich Seedorf & Hans-Heinrich Meyer (1992): Landeskunde Niedersachsen Band 1: Historische Grundlagen und naturräumliche Ausstattung – Karl-Wachholz-Verlag Neumünster 1992
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